Amalgam – was habe ich da eigentlich im Mund?

Wer bereits einmal Füllungen beim Zahnarzt bekommen hat, dem ist es vielleicht bekannt: Amalgam, das silber-gräuliche Füllungsmaterial, welches im Volksmund auch „Plombe“ genannt wird.

Es handelt sich hierbei um eine Legierung, also ein Metallgemisch, aus Kupfer, Zinn, Silber und Quecksilber. Da Amalgam kostengünstig ist, leicht zu formen und es durch die jahrhundertelange Verwendung in der Zahnmedizin viele Erfahrungswerte gibt, zählt es nach wie vor zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen. In der modernen Zahnmedizin haben sich mittlerweile jedoch Alternativen etabliert, die deutliche Vorteile aufweisen.

So darf Amalgam wegen des enthaltenen Quecksilbers seit Juli 2018 nicht mehr bei Schwangeren, Stillenden und Kindern unter 15 Jahren angewendet werden. Quecksilber tötet zwar Kariesbakterien ab, wirkt aber auch auf den menschlichen Körper schädlich. Hohe Dosen, wie sie durch Amalgamfüllungen zum Glück nicht erreicht werden, können zu Nerv- und Nierenschädigung führen. Geringere Mengen stehen nichtsdestotrotz im Verdacht, das Immunsystem negativ zu beeinträchtigen und Autoimmunerkrankungen zu begünstigen.

Wie aber gelangt das Quecksilber überhaupt in unseren Körper?
Quecksilber ist bei Raumtemperatur gasförmig und wird beim Anfertigen oder Entfernen einer Füllung als Dampf über unsere Lunge eingeatmet. Darüber hinaus lösen sich durch tägliche Abnutzung beim Kauen und durch Korrosion winzige Partikel aus der Amalgamfüllung und gelangen über den Speichel und den Magen-Darm-Trakt in unseren Kreislauf. Der Körper ist nur bedingt in der Lage, diese wieder auszuscheiden, weshalb eine Anreicherung in Leber, Niere und Fettgewebe stattfindet. Die so herausgelösten Mengen sind zunächst gering und nicht erwiesen schädlich.

Ist eine Füllung jedoch in die Jahre gekommen, verfärbt und hat ggf. schon kleine Risse, lösen sich größere Mengen gebundenes Quecksilber und gelangen in den Körperkreislauf. Spätestens jetzt sollte ein Austausch gegen eines der Alternativmaterialien Zement, Kunststoff oder Keramik bzw. eine Überkronung erfolgen. Da Amalgamfüllungen eine stärkere Präparation des Zahns notwendig machen und oft sehr ausgedehnt sind, kommen hier meist die geklebten Materialien Kunststoff oder Keramik zum Einsatz. Diese sind zudem ästhetisch deutlich ansprechender, da sie der Zahnfarbe angepasst werden.Darüber hinaus können Kariesbakterien unter alte Füllungen wandern und den Zahn darunter aufweichen. Dadurch, dass Amalgam keinen Klebeverbund zur Zahnsubstanz besitzt und über Keilwirkung hält, führt dies unter Umständen zu einer Fraktur des Zahns. Die Neuversorgung eines solchen Falls ist meistens aufwendiger und teurer als ein rechtzeitiges Austauschen der alten Füllung.

Wird bei Ihnen die Entfernung einer Amalgamfüllung notwendig, verwenden wir ein spezielles Schutzgummi, den sog. „Kofferdam“. Dieses hält die Quecksilberbelastung bei der Behandlung möglichst gering. Bei Bedarf können zusätzlich Präparate zur Schwermetallausleitung eingenommen werden.